Sind eigentlich alle Friedhofsgärtner im Winter verreist?

Ick bin oft jefracht worn, ob ick den janzen Winta vareist bin, weil im Winta ja nüscht uffn Friedhof ssu flanzen is. Und jenauso oft ha‘ ick jeantwortet: „Nich jeda liecht uffe faule Haut, nur weil man ihn nich sieht!“

Natürlich erholen sich die Gärtner, die ja den ganzen Sommer nicht verreisen dürfen, weil sie sich um Gräber und Pflanzen kümmern müssen, im Winter im Süden oder im Schnee – aber drei Monate Ferien am Stück sind sehr selten. Aber was genau fällt denn im Winter alles so an?

Die Gärtner, die auch noch Büroarbeit verrichten müssen, weil sie kein eigenes Sekretariat haben, machen das gern im Winter – z.B. Jahresrechnungen schreiben, Statistiken für die Berufsgenossenschaft oder die Nachweise für die Entsorgung der Pflanztöpfe (Stichwort „Plastikverbrauch“) ausfüllen usw.

Aber es gibt auch noch andere dringende Arbeiten, die erledigt werden wollen:

  • vielgebrauchte Geräte richten und ausbessern bzw. bei vielen Maschinen die Jahresrevision durchführen,

  • Sommerblumen aussäen (sofern die später nicht dazugekauft werden) und später pikieren (d.h. vereinzeln),

  • das Gedeihen der Stiefmütterchen für die Frühjahrsbepflanzung kontrollieren (z.B. auf Schädlinge kontrollieren und die Töpfe rücken, damit die Pflanzen nicht zu eng stehen und sich weiterhin gut entwickeln),

  • in gewissen Abständen diejenigen Pflegegräber kontrollieren, bei denen eine Betreuung von Neujahr bis Silvester vereinbart wurde (z.B. bei den Gräbern, die durch einen langfristigen Dauergrabpflegevertrag betreut werden)

  • und natürlich weiterhin alle Arbeiten ausführen, die für (Neu-) Beisetzungen am Grab notwendig sind.

Sie sehen also, janz so faul sind Friedhofsgärtner denn doch nich. 😉 Ick freu‘ ma jedenfalls schon wieder uffn Frühling, wenn’s wieda ‘n Bissken bunter uffn Friedhof wird und nich nur die Schneeglöckchen leuchten.

© Detlef Trampe

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