Alles nur Tradition?

Warum deckt man eigentlich im Winter die Gräber mit Tannengrün ab? Die Beantwortung dieser Frage hat – wie alles im Leben – zwei Seiten: eine kulturelle und eine gärtnerische.

Kulturgeschichtlich möchte man den verstorbenen Angehörigen zur bevorstehenden dunklen Winterzeit eine „grüne Decke“ über die nackte kalte Erde des Grabes geben, dabei ist es egal, ob man das zum katholischen Totengedenktag Allerheiligen (am 1. November) oder zum evangelischen Totensonntag (am letzten Sonntag des Kirchenjahres eine Woche vor dem 1. Advent) macht.

Und gärtnerisch macht so ein Schutz vor Frost und Austrocknung eigentlich Sinn. Heutzutage jedoch spricht nicht mehr so viel für das Abdecken des gesamten Grabes mit Tannengrün wie früher; denn viele Gräber sind mit einer immergrünen Bepflanzung versehen und die Winter hier werden auch immer milder und schneeärmer. In so einem milden Winter staut sich die relativ warme und feuchte Luft unter den Tannenzweigen und fördert eher Pilzerkrankungen o.ä., als dass es den Pflanzen Gutes tut. Häufig sieht man nach dem Winter dann abgestorbene Blätter auf dem Bodendecker genau dort, wo vorher Tanne oder ein dauerhaftes Wintergesteck standen.

Wenn man jedoch ein Wechselbeet im Bodendecker hat, muss man auf die „grüne Decke“ nicht verzichten. Normalerweise stehen dort die Sommerblumen, die jetzt im Winter aber durch Bodenfrost zerstört sind. Diesen Platz kann man ruhigen Gewissens mit Tanne abdecken. Und wer dann noch etwas ganz Individuelles auf das Grab zaubern möchte, kann ein Schmuckbeet aus Tanne, verschieden gefärbten Koniferenzweigen und Islandmoos gestalten.

So’n Teppichbeet hat ooch den jroßen Vorteil, det man nich dit janze Beet klauen kann, sondern immer nur’n paar Zweige wegkommen. Schließlich muss man ooch im Winter daran denken, dat ooch uufm Friedhof leider viel jeklaut wird.

Teppichbeet Doppelgrabstelle © Lutz Rademacher

Teppichbeet Urnengrabstelle © Lutz Rademacher